Internationale Projekte

Ein Willkommen an die Kinder

Seit vielen Jahren bekämpft die Orthoptistin Christiane Paschke Kinderblindheit in Kenia: Gemeinsam mit einer kenianischen Augenärztin aus Nairobi bildet sie medizinisches Personal aus. Diese lernen auf die Augen der Kleinsten zu achten: So werden nicht nur Sehfehler, sondern auch lebensgefährliche Tumore rechtzeitig entdeckt. Für diese wegweisende Arbeit erhielt Christiane Paschke 2014 den Förderpreis des Deutschen Blindenhilfswerks. Mit der Preissumme baute sie nun in Kitale den nächsten Standort auf. Hier ist ihr Bericht:

KARIBU heisst willkommen und willkommen sollen auch die Kinder sein!

Ein Sonntagmorgen im März um 07.00h in Nairobi: Ich hole per Taxi Jane Musyoka von Zuhause ab, um uns dann an einer Tankstelle der Langata Road mit Frau Dr. Margaret Njuguna für unsere Fahrt zum Flughafen zu treffen. Um diese Zeit ist kaum Verkehr, dennoch stehen wir längere Zeit, da der Präsidentenkonvoi allen Verkehr blockiert. Bedenken kommen auf, ob wir es rechtzeitig zum Check-in schaffen. Dann geht es aber doch bald ohne weitere Unterbrechung weiter. Nach dem Flug nach Eldoret fahren wir dann in knapp 2 Stunden nach Kitale, der Verwaltungshauptstadt des County Trans-Nzoia.

Wir wollen dort an der Augenklinik des Distriktkrankenhauses in Ergänzung zu den bisherigen drei Standorten Machakos, Homa Bay und Kakamega einen Primary Eye Care Workers Training-Workshop zum Thema Kinderblindheit durchführen.
Im zehnten Jahr des KARIBU-Projektes haben wir Routine im Packen der benötigten Materialien.
Wir sind mit Sehtafeln, Messbrillen, Farbtesten, Stereotesten, Augenspiegeln und Augenpflastern ausgerüstet, die ich aus Deutschland mitgebracht habe. Frau Dr.Njuguna hat lokale Unterrichtsmaterialien (Poster kindlicher Augenerkrankungen, Vorsorgeheft) dabei.

Die Augenklinik Kitale wird von Dr. Hillary Rono geleitet, der dort mit internationaler Unterstützung eine häufig als „afrikanische Modellklinik“ bezeichnete Augenabteilung aufgebaut hat. Die Klinik hat – für kenianische Verhältnisse auf dem Land – sehr großzügige Räumlichkeiten, ist personell gut besetzt und instrumentell gut ausgerüstet und damit ein guter Standort für die Initiierung eines Kinderscreeningprojektes.

Kitale liegt im Westen Kenias in einer Höhe von ca. 1.900 Metern, am nördlichen Rift Valley-Ausläufer in einem sehr fruchtbaren Gebiet zwischen dem Mount Elgon, der die Grenze zu Uganda bildet und den landschaftlich sehr schönen Cherangani Hills. In früheren Zeiten war Kitale eine Versorgungsstation auf der Sklavenroute zwischen Uganda und der tansanischen Küstenregion. Die moderne Stadt wurde 1920 als Verwaltungszentrale des Trans-Nzoia Distrikts gegründet und hat ca. 110.000 Einwohner unterschiedlicher Stämme.

Insgesamt nahmen 11 Personen (Schwestern und Pfleger) am Workshop teil.
Zunächst fand am Montag und Dienstag ein theoretischer Unterrichtsteil statt, bei dem wesentliche kindliche Augenerkrankungen vorgestellt wurden und die Bedeutung einer normalen Sehschärfenentwicklung im Kindesalter vermittelt wurde. Die Schwestern und Pfleger arbeiten überwiegend auf der Kinder- und Neugeborenenstation, der Kinderambulanz und Mutter- und Kindambulanz und sollen ein Grundverständnis ernsthafter kindlicher Augenerkrankungen vermittelt bekommen. Mit diesem Wissen sollen sie Mütter auf Augenerkrankungen ihrer Kinder hinweisen, die dann gegebenenfalls in der Augenabteilung abgeklärt werden können.
Anschließend an den theoretischen Unterricht wurden im praktischen Teil am Mittwoch und Donnerstag zunächst auf der Kinderstation die Kinder mittels Taschenlampe gescreent und nach Augenauffälligkeiten gesucht. Dabei konnten die Teilnehmer die Handhabung der Taschenlampe und Inspektionstechniken unter Anleitung von Frau Dr. Margaret Njuguna (Augenärztin Universitäts-Augenklinik Nairobi), Frau Jane Musyoka (Ophthalmic Clinical Officer Kenyatta National Hospital Nairobi) und mir einüben.

Linsentrübungen, Hornhautnarben, schwere allergische Bindehautentzündung konnten aufgedeckt werden.
Nach der Besprechung der Befunde und der mit der Untersuchung verbundenen Schwierigkeiten wurde dann alles für das Schulscreening vorbereitet. Sehtafeln, Stereoteste, Augenspiegel und Decken, um ggf. Räume für die Durchführung des Brücknertests abdunkeln zu können, wurden gepackt.
Am Folgetag trafen sich alle Workshopteilnehmer morgens vor der Augenklinik, um mit dem Klinikfahrzeug zu einer städtischen Schule zu fahren. In der Schule begannen wir nach der offiziellen Begrüßung durch den Schulleiter, alles für das Screening bereitzustellen. Sehtafeln wurden außen im Freien vor den Klassenräumen aufgehängt, Tische für die Untersuchungsmaterialien bereitgestellt.
Im Innenraum fand die Inspektion sowie die Untersuchung der beidäugigen Funktion (Abdecktest, Augenbeweglichkeit, Stereosehen und ggf. weitere Abklärung) statt. Insgesamt wurden 94 Kinder in der Schule untersucht; für die Nachuntersuchung in der Augenklinik, den Notfallfonds und die Neugeborenenprophylaxe wurden Herrn Dr. Rono Gelder übergeben. Die mitgebrachten Untersuchungsmaterialien verblieben zu Untersuchungen in der Augenklinik. Donnerstagmittag machten wir uns dann auf den Rückweg nach Nairobi.

Christiane Paschke, KARIBU

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