Internationale Projekte

Augenlicht retten in Tansania

Zwei Wochen verbrachten Annika Demtröder, medizinische Fachangestellte der Augenklinik Walsum, und Dr. Stephan Irle, dort ebenfalls arbeitender Augenarzt und Vorstandsmitglied des Deutschen Blindenhilfswerks, mit einem internationalen Team in einer entlegenen Region im Südwesten des Landes. Doch statt Urlaub zu machen, untersuchten und operierten sie die hier lebenden Menschen.

Zweimal im Jahr reist augenheilkundliches Personal aus Deutschland in das ostafrikanische Land. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Tansania behandeln und operieren sie bis zu 1000 Menschen in dieser Zeit . Nun soll die Hilfe auch eine langfristige Perspektive erhalten. In der Kleinstadt Sumbawanga arbeitet seit vielen Jahren ein tansanischer Augenarzt. Als Einzelkämpfer und mit unzureichender Ausstattung kann er jedoch die 1,5 Millionen Menschen in der Region nicht versorgen . Die nächste gut eingerichtete Augenklinik ist 500 Kilometer entfernt – für viele Menschen zu weit und sie können sich die Fahrt nicht leisten. Fehlendes Fachpersonal und eine schlechte Infrastruktur sind der Grund, aus dem Menschen erblinden oder sehbehindert werden.

Grauer Star ist Hauptursache für Erblindungen

„Die Hälfte der Erblindungen gehen auf den Grauen Star zurück, der sich in den meisten Fällen gut operieren lässt“, erklärt Stephan Irle, der zum ersten Mal an einem Einsatz in einem Entwicklungsland teilgenommen hat. Dafür hatte er sich extra zwei Wochen Urlaub genommen und flog auf eigene Kosten nach Tansania. Schon die Reise nach Sumbawanga war ein zweitägiges Abenteuer: Zunächst flog die Gruppe aus Augenärzten, OP-Personal und Studierenden über Zürich und Nairobi in die Hauptstadt Dar es Salaam. Von hier startete am nächsten Morgen der Inlandsflug nach Mbeya. Anschließend ging die Fahrt sechs Stunden weiter mit dem Bus. In Sumbawanga wurden sie schon erwartet: Sehr viele Menschen, die vorab über das Radio informiert wurden, hatten sich am nächsten Morgen bereits versammelt.

Seit Jahren ist eine Gruppe von Augenärzten unter dem Schirm des Deutschen Komitees zur Verhütung von Blindheit in Sumbawanga aktiv, bei dem das Deutsche Blindenhilfswerk mit im Vorstand sitzt. Seit 2017 finden die zweiwöchigen Einsätze zweimal im Jahr als Unterstützung als zusätzliche Unterstützung für die einheimischen Fachkräfte statt. Durch die gemeinsame Arbeit wuchsen die Teammitglieder zusammen – und lernten viel voneinander. „Die Arbeitsbedingungen sind hier ganz anders als in Duisburg. Da war es gut und hilfreich einige Kniffe von meinem tansanischen Kollegen zu lernen“, so Irle, der den fachlichen und persönlichen Austausch als sehr bereichernd empfunden hat. Den deutschen Organisatoren der Camps ist es sehr wichtig, die einheimischen Kollegen in ihre Arbeit mit einzubeziehen. „Wir sind keine Konkurrenz, sondern eine zusätzliche Unterstützung“, unterstreicht Stephan Irle die Intention. Zudem könnten auch Nachbehandlungen notwendig sein, die dann der tansanische Kollege übernimmt.

Neue Arbeitserfahrung

Das Arbeitsumfeld war gänzlich anders als in Deutschland: In Tansania übernehmen auch Schwestern kleinere Operationen. Die Räumlichkeiten sind knapp bemessen, deshalb teilen sich zwei OP-Teams den Operationssaal. Die Patientinnen und Patienten warten geduldig oft stundenlang bis sie an der Reihe waren. Die Arbeitstage in Tansania konnten bis zu zwölf Stunden dauern. Doch der Einsatz hat sich gelohnt: 993 Patientinnen und Patienten wurden untersucht; 212 Operationen haben stattgefunden, davon 161 des Grauen Stars. Die Zahl an Erblindungen und Sehbehinderungen ist in Entwicklungsländern deutlich höher als in Deutschland – dabei könnten acht von zehn Erblindungen geheilt oder durch frühzeitige Behandlung vermieden werden. Und eine Sache unterscheidet sich laut Irle nicht zwischen den Patienten in Tansania und Deutschland: „Die Menschen sind unglaublich dankbar, wenn die Operation gelungen ist, und sie wieder sehen können.“ Nur dass in Tansania die glücklichen Patienten auch einmal ein lebendes Huhn als Geschenk mitbringen.

Die Not ist groß in der Gegend um Sumbawanga und die Nachfrage ebenso. Der Verlust der Sehkraft bedeutet in ländlichen Regionen schnell auch den Verlust der Existenzgrundlage, wenn Vieh nicht mehr gehütet oder Felder nicht mehr geerntet werden können. „Deshalb wollen wir hier langfristige Strukturen aufbauen“, erklären Irle und Demtröder, die sich nach den ersten Erfahrungen weiter für die Menschen in Sumbawanga einsetzen möchten. Nach Gesprächen mit den tansanischen Gesundheitsbehörden wird ein Konzept für eine flächendeckende Versorgung in der Region erstellt. Doch trotz einer wachsenden Wirtschaft fehlen eigene finanzielle Mittel in dem Land, das einmal als eines der ärmsten der Erde galt.

Deshalb wird Unterstützung aus Deutschland benötigt.

Aktuell liegt der Fokus vor allem auf der Ausbildung von Fachpersonal: Schwestern, Pfleger und Operateure des Grauen Stars. Außerdem werden dringend Verbrauchsmaterialien wie Intraokularlinsen benötigt. Auch soll die medizinische Ausstattung verbessert werden. Auf längere Sicht wird über den Bau einer Augenklinik nachgedacht. Und dafür sind Dr. Stephan Irle und Annika Demtröder auf der Suche nach weiterer Unterstützung in Deutschland. Und sie selbst werden sich auch weiter persönlich engagieren – auf eigene Kosten.

Informationen der Augenklinik Walsum: https://augenklinik-walsum.de/tansania-2019/

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